Ginster
ein dürrer kahler Besen nur
verzweigte Striche ohne Form und Leben
kein Blatt und keine Knospe
ich halte still und schau dich an
denn so darfst du nicht bleiben
so ohne Hoffnung ohne Glauben
an neuen Saft und neues Wachsen
an ungeahnte Kraft aus grosser Tiefe
so starr und still darfst du und ich nicht bleiben
war da nicht einer der in deinem Schatten
den Tod als einz‘gen Ausweg noch erkannt
denn all sein Leben lag in tausend Scherben
und jeder Traum begraben tief im Wüstensand
doch wie ein Ahnen vor dem grossen Schlaf
berührte ihn ganz zart ein Hauch
steh auf du findest Brot und Wasser
so weit der Weg auch ist, er führt zum Ziel
wär‘ das denn möglich, heute noch
wo so viel Elend so viel Not an allen Enden
wo so viele Kriege so viel Ungerechtigkeit
die Menschlichkeit erschüttert und in Frage stellt
doch so darf es in mir und überall nicht bleiben
der dürre kahle Besen muss sich wandeln
und übervoll mit gelbem Leuchten blüh‘n
und Duft betörend stark in unsre Sinne fallen
und unsre Hoffnung aufersteh’n
Die spirituellen Anregungen des «Paradiesgartens» im April 2024 wurden gepflanzt von der Theologin Elisabeth Bernet.
Die Autorin nimmt Bezug zur ersttestamentlichen Elija-Geschichte. Der Prophet Elija flieht verzweifelt und in Todesangst in die Wüste, wo er sich unter einen Ginsterstrauch legt. Im Schlaf erhält er Stärkung. (1 Kön 19, 3-8)
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